evidence/beweis

videoinstallation 2002

DerBeweis

Evidence/Der Beweis
Videoinstallation von Ecco Meineke ©2002

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auf einem videomonitor ist ein schmuckloser, nicht allzu grosser raum zu sehen.
Die wände sind schmuddelig weiss, ein verhörzimmer.
auf einem stuhl sitzt eine kleine frau, sie scheint gefesselt. ihre augen sind verbunden.
sie spricht ruhig und bestimmt einen text in russischer sprache,
der abwechselnd in deutschen und englischen untertiteln übersetzt wird:

„über die illegale entsorgung von russischem atommüll war nicht nur die russische,
sondern auch sämtliche regierungen der europäischen union informiert.
ich habe eine detaillierte liste von zeugen und nenne sie in alphabethischer reihenfolge beim namen…“

hier bricht das video zusammen und endet schliesslich in weissem rauschen. harter bild und tonschnitt.
in völliger stille und bewegungslosigkeit erscheint ein farbbild der 1945 zerstörten stadt hiroshima.
eine wüste mit vereinzelten entlaubten baumstengeln, die den blick auf einen berg freigeben.

neben dem monitor hängt in einem glasrahmen ein schmuddeliges „dokument“.
es ist auf einer manuellen reiseschreibmaschine geschrieben und enthält noch einmal den o.g. text.
die detaillierte „zeugenliste“ ist auch hier geschwärzt oder verbrannt worden.
Auf einem regal die dazugehörige schreibmaschine.

hintergrund:
die installation entstand als wettbewerbsbeitrag für das „science´n art summer camp“
im rahmen des wissenschafts-programms „new frontiers in science“ (in kooperation von
eh euro-house mit der lmu münchen, den daad und dem lothringer13/laden.

auslöser war die haftsituation des russischen atomaktivisten grigori pasko.
der russische militärjournalist hatte 1993 die pazifikflotte beim versenken von radioaktivem müll
im japanischen meer gefilmt. das video lief später im japanischen fernsehen.
auf betreiben des russischen geheimdienstes wurde er des hochverrats angeklagt und befand sich seit 1997 in haft.

im februar 2003 wurde ihm der „leipziger medienpreis“ verliehen.
im januar 2003 verfügte die justiz nach inter-nationalen protesten eine freilassung.
allerdings stand pasko bis zur verbüssung der angeordneten haftdauer unter hausarrest.
heute lebt er in wladiwostok.

Er schrieb zwei Bücher über seine Haftzeit und das russische Justizsystem.
Artikel von ihm werden auf der Homepage von Robert R. Amsterdam, dem internationalen Anwalt
von Michail Chodorkowski, veröffentlicht. Sie behandeln vor allem das russische Staatssystem
sowie die Ostsee-Pipeline.  Von Letzterer handelt auch sein erster Film (2009).

zielgedanke meiner installation:

spitzenforschung, das ist forschung auf rentablen gebieten.

die atomkraft gilt trotz tschernobyl, trotz ungelöster endlagerung, trotz verseuchung der meere,
störfällen und der militärischen nutzbarkeit noch immer als energie-option.

die moderne gesellschaft bezieht ihre legitimation immer wieder auf beweisbarkeit.
ob es sich um naturwissenschaftliche spitzenforschung handelt oder um
obskure oder tatsächliche „sicherheitspolitik“.

es gibt die beweisbarkeit der rentabilität. die beweisbarkeit ihrer ungefährlichkeit.

nichts von allem ist beweisbar, das evidente aber: die evidenten opfer von hiroshima,
tschernobyl bis hin zu den leukämiefällen in unserem lande, sie haben nicht die geldmittel
und nicht die nötige public relation, um die täter beweiskräftig zu überführen.

andere beweise aber wie die video(!)-gespräche eines bin laden etwa – werden kritiklos akzeptiert
und scheinen als legitimation ganzer kriege zu genügen.

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